Morgen geht es wieder los
Viele Stunden, Tage, Wochen, Jahre unserer Freizeit hat die Rennbahn in Hamburg Horn verschlungen. Man stelle sich all die Zeit vor, in der wir den Garten jäten oder es zur Meisterschaft in Schach, Karate oder Tanzen hätte bringen können. Vielleicht wären wir Deutsche Meister in den Standardtänzen, Billardspieler oder einfach nur bessere Schüler. Das ist eine eigene Welt. Wer einsteigen möchte, braucht nur hinzugehen, einmal im Jahr, wenn die Galoppwoche in Horn stattfindet. Ein ausführliches Studium der Rennzeitungen sollte man sich schon vornehmen, wenn man in diese Welt eintauchen will. Ungefährlich ist das Ganze nicht. Wiederholt ist beobachtet worden, dass kreuzbrave Menschen plötzlich radikal mit ihrem gewohnten Lebenswandel brechen oder wenigstens ihren Lebensmittelpunkt dramatisch verlagern. Wir sind an einem Junisonntag im Jahr 1982 in diese Welt eingestiegen, als wir zum ersten Mal eine Rennbahn betraten. Seither sind wir jedes Jahr dort. Wenn wir auf die Rennbahn gehen, bleibt die Welt - das, was man Alltag nennt - draußen. Wir denken an nichts anderes, nur noch daran, wer das nächste Rennen gewinnen könnte. Für fünf, sechs Stunden verliert man jedes Zeitgefühl. Bis auf einen kleinen Rest: eine Zeiteinheit, die hier "erstes Rennen", zweites, drittes, heißt.
matto - 14. Jul, 11:39
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